Frage an das Gehirn

Wieviel Flüssigkeit fließt am Tag durch das Gehirn?

Fragesteller/in: Frank D.

Veröffentlicht: 22.11.2020

Gehirn und Rückenmark sind von Flüssigkeit umgeben. Wieviel ist das und wieviel Flüssigkeit fließt insgesamt jeden Tag durch das Gehirn?

Die Antwort der Redaktion lautet:

Helmut Wicht, Privatdozent für Anatomie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main: Hier müssen wir zunächst unterscheiden, wovon die Rede ist: alleine vom Liquor, der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit, oder von der gesamten Flüssigkeit, die durch das Gehirn fließt.

Als Liquor wird die Flüssigkeit bezeichnet, die sich in den inneren Hohlräumen des Gehirns und um Gehirn und Rückenmark herum findet. Das Volumen beträgt etwa 140 bis 150 Milliliter. Täglich werden rund 600 Milliliter dieses „Nervenwassers“ gebildet. Das entspricht dann auch dem Durchsatz.

Der Liquor ist eine klare, farblose und zellarme Flüssigkeit. Bei den wenigen vorhandenen Zellen handelt es sich vor allem um Lymphozyten. Damit ähnelt der Liquor in seiner Zusammensetzung stark der Lymphflüssigkeit. Ähnlich wie die Lymphflüssigkeit in den Geweben entsteht der Liquor durch eine Ultrafiltration des Blutes im Gehirn. Ähnlich wie die Lymphe wird auch er in die Venen des Blutgefäßsystems abgeleitet.

Gehirnflüssigkeit und Blut sind also eng miteinander verknüpft. Zur gesamten Flüssigkeitsmenge, die durch das Gehirn fließt, zählt freilich auch das Blut. Und das Hirn ist sehr gut durchblutet. Wie gut, das lässt sich berechnen: Das Herzminutenvolumen, also die Menge, die das Herz pro Minute in den Kreislauf pumpt, beträgt in Ruhe 4,5 bis 5 Liter. Wenn wir für die Rechnung von 5 Litern pro Minute ausgehen, multipliziert mit 1.440 Minuten pro Tag, sind das 7.200 Liter auf den gesamten Körper bezogen. 15 Prozent des Blutvolumens beansprucht das Gehirn, durch das demnach täglich rund 1.080 Liter Blut fließen.

Aufgezeichnet von Stefanie Reinberger

Rückenmark

Rückenmark/Medulla spinalis/spinal cord

Das Rückenmark ist der Teil des zentralen Nervensystems, das in der Wirbelsäule liegt. Es verfügt sowohl über die weiße Substanz der Nervenfasern, als auch über die graue Substanz der Zellkerne. Einfache Reflexe wie der Kniesehnenreflex werden bereits hier verarbeitet, da sensorische und motorische Neuronen direkt verschaltet sind. Das Rückenmark wird in Zervikal-​, Thorakal-​, Lumbal und Sakralmark unterteilt.

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