Gehirntrauma

„Der hat sich doch nur den Kopf gestoßen …“

So ein durchschnittlicher Spechtschädel knallt mit einer Geschwindigkeit von 25 km/h gegen den Baum. Zwanzigmal pro Sekunde und in der Balz durchaus 12.000-fach am Tag. Dabei erfährt er bei jedem Schnabelhieb eine Kraft von 1.200 bis 1.400 g. Das funktioniert für Spechte seit 25 Millionen Jahren ganz gut, weil sie im Lauf der Evolution beeindruckende Stoßdämpfer für ihr Gehirn entwickelt haben. 

Auch andere Lebewesen stoßen sich den Kopf. Aus Versehen den eigenen, aber Tiere wie Dickhornschafe und Moschusochsen, oder auch Homo sapiens durchaus mit Vorsatz auch den von anderen. Beim Menschen läuft das häufig unter „Sport“, etwa beim Boxen oder American Football. Die Folgen sind, ganz entgegen der Einschätzung von Trainern und Fans, weit weniger harmlos als lange gedacht. Dabei ist es vor allem die Häufigkeit, die Summe, die den Ausschlag gibt zwischen einer Gehirnerschütterung und einer ausgewachsenen traumatischen Verletzung mit späterer Demenz.

Großer Sport bedeutet immer großes Geld. Daher hat die US National Football League extrem spät – und nicht zuletzt durch den Film Eine erschütternde Wahrheit mit Will Smith – reagiert. Europa spielt eher Fußball. Der ist zwar weniger gefährlich, aber keinesfalls harmlos. Einige nationale Fußballverbände haben daher bereits das Kopfballtraining für Jugendliche verboten, doch allgemein wird die Gefahr gern ignoriert. Manche Spieler standen 10 Minuten nach dem Blackout wieder auf dem Platz – und das ist höchst gefährlich.

Umso wichtiger ist uns dieses Thema, das von der Gehirnerschütterung über das Schädel-Hirn-Trauma bis zur Chronischen traumatischen Enzephalopathie CTE, dem Boxer-Syndrom, reicht. Menschen sind halt keine Spechte. Und selbst bei denen fand eine kleine Studie von Forschern der Boston University School of Medicine 2018 eine Ansammlung von Tau-Proteinen, wie sie für die Demenz typisch sind. 

Eine Einführung gibt Janosch Deeg in dem Text Lädierte Sportlerhirne.

Demenz

Demenz/Dementia/dementia

Demenz ist ein erworbenes Defizit kognitiver, aber auch sozialer, motorischer und emotionaler Fähigkeiten. Die bekannteste Form ist Alzheimer. „De mentia“ bedeutet auf Deutsch „ohne Geist“.