Grundlagenforschung

Grafik: MW

Ziellose Forschung: Eminent wichtig!

Wissenschaftliche Forschung bringt die Menschheit voran, gar keine Frage. Gut, Atombomben hätte es nicht gebraucht und die Antwort auf die Frage nach dem Beginn des Universums ist zwar spannend, aber im normalen Alltag nicht wirklich von Relevanz. Ganz anders sieht es in der Biologie aus: Was uns im Innersten am Leben hält, welche Kräfte wirken und wie sie zusammenspielen, ist von allergrößter Bedeutung – ob nun ein Herz transplantiert, oder die Ursachen von Morbus Alzheimer oder Multipler Sklerose ergründet werden müssen.

Doch die Grundlagenforschung hat ein Problem: Indem sie die Grundlagen untersucht, schaut sie nicht auf die Anwendungen – und die entscheiden das Überleben des einzelnen Patienten im Krankenhaus. Das macht Grundlagenforschung, wie Prof. Petra Wahle es formuliert, zu einem Generationenvertrag: Die Anwendungen von morgen stehen auf den Schultern der Grundlagen von heute.

Das gilt zum Beispiel für die Ursachen des verdeckten Hörverlustes direkt in der Cochlea. Oder die Versorgung der Axone durch Myelin – eine Erkenntnis, die für die multiple Sklerose von Bedeutung ist und deren Rolle aktuell sogar in das Sichtfeld der Alzheimerforschung rückt. In solchen Fällen haben Forscher ihre Neugier auf eine Frage konzentriert, ohne das Ausmaß der Antwort überhaupt zu ahnen. 

Dabei tut sich allerdings ein weiteres, weit größeres Problem auf: Biologie ist so vielschichtig und komplex, dass mit jeder neuen Antwort 10 weitere Fragen entstehen. Auch und gerade im Gehirn. Es sind nicht nur die Neurone, es sind auch die Gliazellen, es ist auch die extrazelluläre Matrix. Eine Stufe tiefer geht es darum, welche Zelle welche Proteine produziert, die sie wiederum einzigartig macht. Die Grundlagenforschung hängt daher eng mit der Entwicklung neuer Methoden zusammen. 

In der Summe zeigt es nur, was Eric Kandel uns mal im Interview sagte: Wir wissen noch so wenig über das Gehirn. Und werden noch mindestens 100 brauchen, um seine Mechanismen wirklich zu verstehen … Manuela Lenzen gibt einen ersten Einblick mit dem Text Verstehen, was die Welt zusammenhält.