Question to the brain

Wie wirkt die Menopause auf das Gehirn?

Questioner: Stefanie Skudinski

Published: 14.03.2021

Stimmungsschwankungen, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit: Was machen die Wechseljahre im Gehirn? Und kann hier die Hormonersatztherapie auch helfen?

The editor's reply is:

Professorin Petra Stute, Leitende Ärztin und stellvertretende Chefärztin der Gynäkologischen  Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Bern: Mit den Wechseljahren, die sich über mehrere Jahre hinziehen, nehmen die Hormone Östrogen und Progesteron im Körper stark ab. Dabei sinkt Progesteron, das Gelbkörperhormon, als erstes ab, während Östrogen anfänglich in seiner Konzentration stark schwankt bevor es dann abnimmt. Beide Hormone nehmen wichtige Funktionen im Gehirn ein. So ist das Progesteron entscheidend für die Qualität des Schlafes zuständig, indem es die Schlaftiefe beeinflusst. Zusätzlich wirkt es angstlösend. Weniger Progesteron kann somit zu einem weniger tiefen Schlaf und auch zu innerer Unruhe oder Angstgefühlen führen.

Das Gefühl der Konzentrationsstörung und Vergesslichkeit löst bei vielen Frauen die Sorge vor einer Demenz aus, die jedoch in diesem Alter sehr unwahrscheinlich ist. Es ist eher eine Konsequenz von vermindertem Schlaf durch verringerte Tiefschlafphasen und zusätzlichen emotionalen Veränderungen wie depressiven Verstimmungen, die im Zusammenhang mit dem Absinken des Östrogenspiegels stehen. Östrogen hat eine stimmungsaufhellende Wirkung.

Untersuchungen zu Hitzewallungen konnten zeigen, dass diese mit vorübergehenden Durchblutungsveränderungen im Frontalhirn verbunden sind, durch die es teils auch zu vorübergehenden Konzentrationsstörungen kommen kann. Insgesamt lassen sich Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit am besten durch die Summe aller Faktoren erklären, die in den Wechseljahren zusammentreffen.

Stimmungsschwankungen beruhen auf den anfänglich schwankenden Östrogenkonzentrationen zu Beginn der Wechseljahre. So sind Frauen, die bereits vor den Wechseljahren auf hormonelle Veränderungen – etwa in der prämenstruellen Phase oder nach der Geburt eines Kindes, mit Stimmungsveränderungen reagiert haben – auch in den Wechseljahren anfälliger dafür. In der Phase der Wechseljahre haben Frauen dadurch eine 2,5-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken als vor dem Beginn dieser Lebensphase. Sind die Wechseljahre überstanden und die Hormonwerte der Frau wieder auf niedrigem Niveau stabil, nimmt auch das Risiko für eine Depression entsprechend ab.

Die Hormonersatztherapie besteht bei gesunden Frauen aus einer Gabe von Östrogen und Progesteron. Dabei nimmt das Östrogen den größten Einfluss auf die Symptome der Wechseljahre und kann diese verringern. Das Progesteron kann aber insbesondere die Schlafqualität und die innere Unruhe beziehungsweise die Angstgefühle beeinflussen. Bei Frauen mit starken Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Phasen kann eine Hormonersatztherapie daher durchaus angebracht und hilfreich sein. Frauen, die sich für eine Hormonersatztherapie entschieden haben, berichten oft bereits wenige Tage nach Beginn von einer Verbesserung ihrer Symptome.

Noch zu erwähnen ist, dass eine Hormonersatztherapie nicht geeignet ist für die Behandlung einer echten Depression – auch wenn diese während der Wechseljahre erstmalig aufgetreten ist. Die Hormonersatztherapie kann in diesem Fall eventuell unterstützend eingesetzt werden. Die erste Wahl sollten aber immer Antidepressiva und eine entsprechende Psychotherapie sein.

Aufgezeichnet von Stefanie Flunkert.

 

Demenz

Demenz/Dementia/dementia

Demenz ist ein erworbenes Defizit kognitiver, aber auch sozialer, motorischer und emotionaler Fähigkeiten. Die bekannteste Form ist Alzheimer. „De mentia“ bedeutet auf Deutsch „ohne Geist“.

Emotionen

Emotionen/-/emotions

Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.

Präfrontaler Cortex

Präfrontaler Cortex/-/prefrontal cortex

Der vordere Teil des Frontallappens, kurz PFC ist ein wichtiges Integrationszentrum des Cortex (Großhirnrinde): Hier laufen sensorische Informationen zusammen, werden entsprechende Reaktionen entworfen und Emotionen reguliert. Der PFC gilt als Sitz der exekutiven Funktionen (die das eigene Verhalten unter Berücksichtigung der Bedingungen der Umwelt steuern) und des Arbeitsgedächtnisses. Auch spielt er bei der Bewertung des Schmerzreizes eine entscheidende Rolle.

Depression

Depression/-/depression

Phasenhaft auftretende psychische Erkrankung, deren Hauptsymptome die traurige Verstimmung sowie der Verlust von Freude, Antrieb und Interesse sind.

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