Question to the brain

Wann ist die beste Zeit Kaffee zu trinken?

Questioner: Sarah K aus Schwäbisch Gmünd

Published: 31.05.2022

Wie wirkt Kaffee eigentlich? Und wann sollte man ihn am besten trinken?

The editor's reply is:

Prof. Dr. Dr. Martin E. Keck, Chefarzt der Psychosomatk, Psychiatrie und Psychotherapie der Rehaklinik Seewis in Graubünden, Schweiz: O b es einen richtigen Zeitpunkt gibt, um den wachmachenden Effekt von Koffein optimal zu nutzen, lässt sich nicht so einfach beantworten. Denn das ist individuell verschieden . Aber man kann sich schon an einigen neurobiologischen Gegebenheiten orientieren. So hat das Stresshormon K ortisol – und um das geht es hier im Kern – eine positive, aktivierende Wirkung. Es hemmt wie auch Koffein die Adenosinrezeptoren. Adenosin sorgt dafür, dass wir müde werden. Gleichzeitig wird die Freisetzung von anderen aktivierenden Botenstoffen wie Adrenalin, Noradrenalin oder Dopamin gefördert.

Der Hypothalamus steuert die K ortisolausschüttung. Der K ortisolspiegel sinkt in der ersten Nachthälfte, damit wir uns erholen können. Ungefähr ab Mitternacht steigt der K ortisolspiegel dann wieder an mit einem Höhepunkt rund 30 Minuten nach dem Aufwachen und Aufstehen. Das ist meist zwischen sechs und sieben Uhr morgens. Das ist auch sinnvoll, denn dann wollen und sollen wir ja aktiv sein. Danach sinkt der Spiegel langsam wieder.

Alle Hormone werden in einem gesunden Körper in einem gewissen Rhythmus, dem zirkadianen Rhythmus, den Tag über ausgeschüttet. Unser Organismus synchronisiert sozusagen die physiologischen Vorgänge auf eine Länge von rund 24 Stunden. Unser Gehirn möchte eigentlich regelmäßige Abläufe: zur gleichen Zeit aufwachen und zur gleichen Zeit schlafen.

Wenn wir also durch eine Tasse Kaffee zusätzlich Energie bekommen wollen, dann macht es Sinn, dass dann zu tun, wenn der K ortisolspiegel natürlicherweise wieder sinkt. Das ist in der Regel drei bis vier Stunden nach dem Aufstehen der Fall. Eine Studie aus Kanada definiert hier den Zeitraum zwischen neun und zehn Uhr morgens als optimalen Zeitpunkt, um Kaffee zu trinken.

Das lässt sich aber nicht verallgemeinern. Man kann das natürlich ausprobieren und optimieren. Viele Menschen trinken ihren ersten Kaffee oder Espresso aus Gewohnheit direkt zum Frühstück oder direkt nach dem Aufstehen. Unser Gehirn ist es dann gewohnt zur erwarteten Uhrzeit Koffein zu bekommen. Kulturelle Gewohnheiten überlagern quasi den biologischen R hythmus. Wenn man seine Koffeinzufuhr optimieren und an seinen natürlichen R hythmus anpassen möchte, dann ist zu Anfang im Zuge der Umstellung sogar damit zu rechnen, dass man weniger Energie hat. Die Umstellung würde ein paar Tage brauchen. Und man müsste natürlich erst einmal herausfinden, wie der eigene biologische R hythmus ist.

Und Koffein kann auch einen gegensätzlichen oder sogar kontraproduktiven Effekt haben. D enn K ortisol wird je nach Bedarf und insbesondere bei Stress noch zusätzlich ausgestoßen. Das kann bei Menschen mit einer Depression oder einem Burnout dazu führen, dass der K ortisolspiegel gar nicht mehr sinkt.

Aufgezeichnet von Anke Lorenz

Subjects

License Terms

No user license granted: View only allowed.