Das politische Gehirn

Sie glauben, Sie hätten in der Kabine die freie Wahl?
Nein, Ihr Gehirn hat schon für Sie entschieden.

 

Ein Zoon politikon, ein politisches Tier sei der Mensch, schrieb der griechische Philosoph Aristoteles. „Politikon“ meint, dass uns das Leben in der Gruppe im Blut liegt, dass wir allein nicht existieren können. Die moderne Neurowissenschaft konnte inzwischen auch das „Zoon“ bestätigen. Denn unsere politischen Entscheidungen treffen wir nicht mit dem Intellekt, sondern ziemlich instinktiv.

Die verschiedensten Methoden – von der Zwillingsforschung über die Genomanalyse, von der Durchleuchtung im Hirnscanner bis zur Befragung auf der Straße – kamen immer wieder zu diesem Ergebnis: Das politische Gehirn ist ein emotionales Gehirn. Wohl deshalb empfiehlt der amerikanische Hirnforscher und Politikberater Drew Westen, im Wahlkampf auf Emotionen zu setzen! Unter anderen Obama und der SPD.

Unsere politischen Vorlieben sind uns tatsächlich zu einem großen Teil in die Wiege gelegt – ähnlich wie unsere Persönlichkeit. Doch natürlich prägt uns auch das Elternhaus. Wissen und Argumente verändern unsere politische Weltsicht dagegen nur marginal. Da ist unser Gehirn stur – es passt lieber die Fakten der Gemütslage an als umgekehrt.

Wie unser Unbewusstes für uns entscheidet

Zwillingsstudien

Zwillingsstudien/-/twin studies

Zwillingspaare stellen wertvolle Studienobjekte für Humangenetiker und Psychologen dar, die herausfinden wollen, zu welchem Grad bestimmte Eigenschaften genetisch bedingt sind und welche Rolle die Umweltbedingungen spielen. Hier ist von besonderem Interesse, um wie viel ähnlicher sich eineiige Zwillinge im Vergleich zu zweieigen Zwillingen sind.

Das Ausmaß genetischer Ähnlichkeit unterscheidet sich zwischen eineiigen (100 Prozent) und zweieiigen Zwillingen. Sie leben aber in einer ähnlichen Umwelt, daher kann man aus dem Ausmaß der stärkeren Ähnlichkeit bei zweieigen im Vergleich zu eineiigen Zwillingen den genetischen Anteil von Intelligenz schätzen. In diesem Fall wurde er, je nach Studie, zwischen 50 und 80 Prozent beziffert – je nachdem, ob die Umweltunterschiede in der Population (Gesundheitsversorgung, Zugang zu Bildung) groß oder klein sind.

Emotionen

Emotionen/-/emotions

Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.