Brigitte Falkenburg: Mythos Determinismus

Veröffentlicht: 19.12.2013

Die Wissenschaftstheoretikerin Prof. Falkenburg sieht prinzipielle Probleme bei der Erklärung des Bewusstseins durch neuronale Schaltkreise. Auch der Begriff „Information“ hilft hier nicht weiter.

Das Video zeigt einen Ausschnitt aus dem Vortrag „Mythos Determinismus“ von Prof. Brigitte Falkenburg beim Symposium turmdersinne 2013 mit dem Thema „Bewusstsein“, veranstaltet von der gemeinnützigen turmdersinne GmbH, Programmgestaltung durch Dr. Rainer Rosenzweig und Helmut Fink. Eine DVD mit dem kompletten Vortrag ist dort verfügbar.

One comment

Linus M 12.01.2014
Mythos vom Mythos Determinismus

- und die unbegründete Angst um den freien Willen

Wenn ich das richtig verstehe, ist der angeführte Hauptgrund, warum wir das Bewusstsein angeblich nicht eindeutig als determiniert ansehen können, die Unfassbarkeit desselben. Unsere Gefühlswelt lässt sich nicht direkt messen, sondern nur über Korrelationen näherungsweise erfassen. Lerztlich können wir nur vermuten, wie die Gedamkenwelt eines anderen aussieht. Dem stimme ich auch absolut zu. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, wie man aus der Annahme, dass Bewusstsein nicht nach den üblichen Methoden zu erfassen ist, die Determiniertheit desselben in Frage stellen kann.

So weit man weiß (besonders aus "simpleren" Organismen als dem Menschen) ist Nervenaktivität für Muskelkontratkion und damit für jegliches Tun eines Organismus verantwortlich. In simplen Organismen lässt sich der Weg vom Reiz bis zur Reaktion des Organismus nachvollziehen und teilweise ist das auch beim Menschen möglich. Im Großen und Ganzen weist nichts darauf hin, dass das Nervensystem und die gesamte Physiologie des Menschen prinzipiell anders arbeitet als das anderer Tiere. Man kann also annhemen, dass auch hier das Reiz-Reaktions-Prinzip gilt.

Würde hier irgendwo der Zufall einen nennenswerten Einfluss haben, so würde das meiner meinung nach einem geregelten Lerneffekt zuwiederlaufen. Das Nervensystem unterliegt daher ziemlich sicher dem Kausalgesetz.

Dem widerspricht Frau Falkenburg auch nicht direkt. Indirekt aber schon, wenn sie postuliert, das Bewusstseinsprozesse nicht unbedingt determiniert seien:

Das Bewusstsein ist mit dem Körper auf irgendeine Weise verbunden. Das erfährt jeder ganz subjektiv. Schließlich wissen wir auch, dass wir mit dem Kopf denken und nicht mit dem großen Zeh. Außerdem wird Mimik, Sprache und Gestik eines Menschen unmittelbar mit dessen Gefühlwelt in Verbindung gebracht.

Solange Bewusstsein nicht einduetig definiert und erfasst ist, kann man natürlich nicht zeigen, dass es mit dem Körper verbunden ist, aber all diese Punkte weisen darauf hin.

Das angenommen bedeutet, dass es eine Wechselwirkung zwischen Körper und Bewusstsein gibt. Eine Einflussrichtung, nämlich die vom Bewusstsein auf den Körper (z.b. neuronale Prozesse) kann man ausschließen, wenn man die Determination des Körpers (s.o.) annimmt. Dementsprechend bleibt nur noch die andere Richtung des Einflusses: Die vom Körper auf das Bewusstsein, genauso wie das Libet Experiment es zeigt. Somit wäre das bewusstsein deteminiert, wie es der Körper auch ist.

Letztlich bestehen nur zwei Möglichkeiten, wie man die Determination des Bewusstseins trotzdem realtivieren kann:

Entweder man gesteht dem Bewusstsein einen Einfluss auf den Körper zu und besagt damit, dass seine Biologie nicht den Kauslagesetzen folgt. Oder man nimmt an, dass das Bewusstsei nicht mit dem Köroer in Verbindung steht.

Beides ist meiner Meinung nach haltlos.

Noch etwas verstehe ich übrigens auch nicht, nämlich warum viele Menschen so eine Angst davor zu haben scheinen, ein determiniertes Bewusstsein anzuerkennen.

Immer wenn es um die Diskussion des freien Willenes geht, scheint es auch um die Frage zu gehen:

Tun wir, was wir wollen oder wollen wir, was wir tun?

Ich sehe hier keinen Unterschied, zwischen der einen Annahme und der anderen. Den gäbe es nur, wenn das besagte "wir" eine Entität wäre, die den Körper steuert oder auch nicht, als wäre er eine Maschiene und hätte sonst nicht mit "uns" zu tun. Betrachtet man das "wir" hingegen als den Körper selbst, so besteht doch gar kein Problem mehr. Wir sind der Körper, wir sind der Organismus, der auf Umweltreizre reagiert. Wir sehen also nicht tatenlos zu, wie irgenein biologische Maschiene ohne "unseren Einfluss" reagiert. Wir sind es, die reagieren. Und wir reagieren nicht auf die Umwelt, wir sind ein Teil von ihr.

Jeder spielt gerne Umweltreiz. Schließlich möchte man doch, dass die Freunde oder Arbeitskollgen darauf regieren, wenn man sie freundlich grüßt. Oder etwa nicht?

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