Brutal

Grafik: MW
Gewalt

„Die Folter … war im Geflecht des öffentlichen Lebens verwoben. Sie war eine Form der Bestrafung, die kultiviert und gefeiert wurde, ein Ventil der technischen und künstlerischen Kreativität. Viele Folterinstrumente waren wunderschön konstruiert und verziert.“ (Steven Pinker, Gewalt)

Gewalt steckt uns in den Genen, der Mensch ist ein Tier. Es reicht ein Blick in die Geschichte: Kreuzzüge und Hexenverfolgung im Mittelalter. Konzentrationslager, Völkermord, Atomwaffen im 20. Jahrhundert. Das neue Jahrtausend beginnt weltweit nur wenig besser – anderes Denken und anderes Beten wird wieder kritisch beäugt, Polarisierung und Radikalisierung ergreift größere Teile auch westlicher Gesellschaften und die Hemmschwellen sinken. „Wir gegen Die“ ist wieder da und von ganz „alltäglicher“ häuslicher Gewalt haben wir noch gar nicht gesprochen. Es scheint, die zähmende humanistische Kultur sei nur ein Ölfilm auf dem Ozean, der reißt, sobald die See rauer wird.

So kann man es sehen, doch der Evolutionspsychologe Steven Pinker sieht es anders. In zwei dicken Büchern legt er dar, dass relativ zur Anzahl der Menschen die Anzahl der Toten durch Gewalteinwirkung kontinuierlich zurückgeht. Wir können nur hoffen, dass er Recht hat. Immerhin sticht sein Argument, dass Nachrichten und Unterhaltung uns natürlich einen Wahrnehmungsfilter einsetzen, der viel Krieg und wenig Frieden erkennt.

Woher ganz „alltägliche“ Gewalt kommt, welche Wurzeln sie hat, was sie befördert oder auch hemmt, untersuchen wir in einer Kooperation mit dem Internationalen Graduiertenkolleg 2150 "Neuronale Grundlagen der Modulation von Aggression und Impulsivität im Rahmen von Psychopathologie". Hier geht es um Testosteron und Geschlecht, Therapie und, natürlich, Forschung.

Einen ersten Überblick verschafft Ihnen Christian Wolf mit seinem Artikel: Die tiefen Wurzeln der Gewalt.